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Einweckgläser,
Flaschen,
Gärballons
Hierzu Textpassagen aus dem Konzept von Willy Rogenz für Führungen durch
das Glasmuseum:
Gärballons wurden in der
Bärenhütte (zugehörig die Luisenhütte), ein holländisches Unternehmen von
Phillips, hergestellt. Das Unternehmen stellte seine eigenen
Geschäftsführer. Die beiden Betriebe wurden 1947 nicht enteignet, sondern
standen unter einem Treuhänder, weil die Holländer im 2. Weltkrieg gegen die
Deutschen gekämpft hatten. Das Unternehmen hat gegenüber anderen Unternehmen
sehr viel für seine Beschäftigten getan. So durften die Frauen an den
Wochenenden und zu den Feiertagen in den Kühlbahnen (neben dem Hafenofen,
länglich gebaute Anlagen), in denen auf Bändern sich Blechkisten mit der
Öffnung an einer Seite befanden, in die über Löcher im Mauerwerk die
gefertigten Glasartikel eingetragen wurden, Kuchen backen.
Es gab eine Betriebssanitätsstelle, die während der Arbeitszeit aufgesucht
werden konnte. Auch eine Sauna war vorhanden, die auch von
Familienangehörigen benutzt werden durfte. Die Betriebswohnungen, wie bei
allen Glasbetrieben unmittelbar neben dem Werksgelände, waren moderne
3-Raumwohnungen mit Bad und Toilette innerhalb der Wohnung.
Ich habe noch die Werkswohnung der OLG meiner Großeltern in Erinnerung: Ein
einstöckiges Doppelhaus in der Hermannstraße. Vom Flur ging eine Wohnung
nach links und eine nach rechts ab. Vom Flur gelangte man direkt in die
Küche, nach rechts in ein größeres Schlafzimmer, links lag ein kleiner Raum,
meist als Kinderzimmer genutzt. Die Wasserleitung war für alle Familien im
Flur. Zur Toilette für alle Familien musste man eine Treppe hoch auf den
Boden gehen, wo auch noch eine 2-Raumwohnung mit einer kleinen Kammer
ausgebaut war. Die Waschküche war im Nebengebäude über dem Hof. Es ist mir
heute noch ein Rätsel, wie meine Großeltern mit 6 Kindern unter solchen
Verhältnissen leben konnten.
In der Bärenhütte und der Luisenhütte durften die Frauen auch während der
Arbeitszeit ihre Männer besuchen. Großvater erzählte, dass die Frau der
Familie Blaschek, die im kleinen Haus gegenüber der Luisenhütte wohnte,
ihren Mann vor der Mittagszeit aufsuchte. Herr Blaschek rief seiner Frau zu:
"Geh nach Hause und bereite das Mittagessen vor." Sie antwortete: Halt‘ die
Klappe ich koche Nudeln."
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