Dauerausstellung

Die Dauerausstellung des Glasmuseums Weißwasser zeigt in einer umfangreichen Sammlung Lausitzer Glas aus den vergangenen 150 Jahren. Neben den gläsernen Zeugnissen der Geschichte wird auch die Entwicklung der Glasproduktion in der Oberlausitz und die damit eng verwobene Stadtgeschichte Weißwassers präsentiert.

Sammlung & Ausstellung

Das Glasmuseum Weißwasser präsentiert das gläserne Erbe der Region in der ehemaligen Fabrikantenvilla (erbaut 1924) der Familie Gelsdorf. Bei einem Besuch des Museums kommen Technik- und Geschichtsbegeisterte genauso auf ihre Kosten wie die Liebhaber des schönen Glases. Neben historischen Werkstätten und Werkzeugen zur Glasherstellung und -veredelung sind in der Dauerausstellung gläserne Raritäten zu bewundern. Dazu gehören das kostbare Diatretglas wie auch das Jugendstilglas mit dem geschützten Namen „Arsall“.

Design aus Weißwasser

Nur wenigen Besuchern ist bekannt, dass der Bauhaus-Schüler Wilhelm Wagenfeld von 1935 bis 1947 als künstlerischer Leiter für die Vereinigten Lausitzer Glaswerke (VLG) in Weißwasser tätig war. Berühmte Designs des Gestalters wie das Kühlschrankgeschirr „Kubus“ oder die zarten Kelchglas-Serien „Oberweimar“ und „Lobenstein“ nehmen einen besonderen Stellenwert in Sammlung & Ausstellung des Glasmuseums ein. Ebenso die Entwürfe seines Mitarbeiters und Nachfolgers Friedrich Bundtzen – langjähriger Leiter der Werkstatt für Glasgestaltung – und weiterer Designer.

Industriegeschichte Weißwassers

Weißwasser ist eine Stadt mit einem besonderen historischen Erbe. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts war es ein kleines Heidedorf mit 700 Einwohnern in der Oberlausitz. Wenige Jahre später brachten die reichen Vorkommen der Rohstoffe Braunkohle, Holz, Sand und Ton im Muskauer Faltenbogen einen ersten industriellen Aufschwung. Die Entscheidung, die Eisenbahnstrecke Berlin – Görlitz durch Weißwasser zu führen, ließ den Ort förmlich explodieren. Elf Glashütten wurden hier zwischen 1872 und 1903 erbaut. Dadurch entwickelte sich das „Industriedorf“ Weißwasser Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem der größten, Glas produzierenden Orte der Welt.

Technologische Entwicklungen

Exemplarisch für wissenschaftlich-technische Entwicklungen in der Lausitz auf dem Gebiet des Glases sei Georg Gehlhoff genannt. Der Physiker tritt 1922 in die Berliner Osram GmbH ein, wo er als Direktor in die Leitung der Osram GmbH, Werk W (ehemals Neue Oberlausitzer Glashüttenwerke Schweig & Co. GmbH – Stammwerk der Vereinigten Lausitzer Glaswerke), berufen wird, mit dem Ziel der wissenschaftlichen Fundierung der Produktion technischer und sonstiger Spezialgläser. Es wird ein dem Produktionsprofil angepasstes glastechnisches Laboratorium gebaut und nach allen neuzeitlichen Grundsätzen ausgestattet. Im Februar 1923 gehen das physikalische und das chemische Labor in Betrieb, im Herbst folgt die wärmetechnische Abteilung.

Von 1923 bis 1931 veröffentlicht Gehlhoff 29 Arbeiten zur Glastechnik sowie zur Physik und Chemie von Gläsern. Er schart fähige Fachleute und Wissenschaftler um sich. Stützen kann er sich auf Mitarbeiter wie Fulda, Kalsing, Litzow, Thomas, Ricklefs, M. Fritz-Schmidt, Rudolf Schmidt, Schneekloth und Schreiber.

Von ganz besonderer Bedeutung für die Glasforschung sind die Arbeiten zu den physikalischen Eigenschaften der Gläser in Abhängigkeit von ihrer Zusammensetzung, die in fünf Einzelveröffentlichungen publiziert werden. Die systematischen Untersuchungen bilden die Basis dafür, dass Glas mit all seinen besonderen Eigenschaften in breitem Umfang als herausragender Werkstoff für die Lichttechnik, die Elektrotechnik und die Elektronik eingesetzt werden kann. Sie sind einerseits die Keimlinge für die ausgedehnte Produktion von Sondergläsern im Osram-Glaswerk und andererseits die Voraussetzung für Gläser, die als Werkstoff und als Formkörper gut hergestellt und mit anderen Gläsern und Werkstoffen zu komplexen oder komplizierten technischen Systemen bzw. Erzeugnissen zusammengebaut werden können.

Virtueller Rundgang durchs Museum

Als kleinen Vorgeschmack auf ihren Besuch im Glasmuseum können sie unser Haus hier schon einmal vorab ein wenig erkunden: Virtueller Rundgang durch Glasmuseum

Weiterführende Informationen zur Dauerausstellung

Das Glasmuseum befindet sich im ehemaligen Wohnhaus des Glasfabrikanten Edmund Gelsdorf. Es wurde im Jahre 1924/25 erbaut. Die Familie Wilhelm Gelsdorf kam 1877 mit 26 Glasmacherfamilien aus Schlegel/Schlesien nach Weißwasser und übernahm hier die Glasfabrik Zwahr, Neubauer & Co. Sohn Edmund Gelsdorf übernahm die Firma nach dem Tod seines Vaters Wilhelm Gelsdorf.

Im Erdgeschoss des Museums befinden sich die Ausstellungsräume zur Heimatgeschichte und industriellen Entwicklung von Weißwasser sowie zur Entwicklung der Hafenöfen, die vom Altertum bis zur heutigen Zeit gezeigt. wird. 

Im Foyer werden wechselnde Sonderausstellungen gezeigt.

Die Herstellung von Kelchglas ist im Flur der 1. Etage nachgestellt. Hier sind der Teil eines Hafenofens mit einer Kelchwerkstelle und den entsprechenden Arbeitswerkzeugen der manuellen Glasherstellung zu sehen. 

Im ersten Raum des Rundganges auf der 1. Etage erhält man Informationen über die Ausgangsstoffe für die Herstellung von Glas. Die wesentlichsten Rohstoffe sind Sand, Soda, Kalk, Pottasche und Bleimennige. Je nach Glasart werden sie in unterschiedlichen Mengen zum Gemenge vermischt, dem je nach Glasart noch weitere Stoffe in geringeren Mengen zugegeben werden. Daraus entsteht der Werkstoff „Glas“.
Weiter sind hier Holzformen für die manuelle Glasproduktion zu sehen, in die das Glas eingeblasen wird. 

Viel Wissenswertes über die Veredlung des Glases durch Schleifen erfährt man im zweiten Raum. Hier können auch historische Gläser aus den Glashütten Weißwassers bewundert sowie eine Vorrichtung zum Absprengen der technologisch notwendigen Kappen bei Hohlgläsern betrachtet werden.  

Auch der nächste Raum informiert über die abtragenden Veredlungstechniken (Arsall-Glas, Gravieren, Pantographieren, Guillochieren, Mattätzen/Tiefätzen, Sandstrahlen, Lasergravur).

Der zentrale Raum der 1. Etage ist dem großen Glasgestalter Prof. Wilhelm Wagenfeld gewidmet.

Im sich anschließenden Raum erfahren wir Vieles über Friedrich Bundtzen – den Nachfolger von Prof.  Wilhelm Wagenfeld und ersten Leiter der „Werkstatt für Glasgestaltung“ – und weitere Designer wie Horst Gramß, Manfred Schäfer, Georg Richter,…

Die Exponate im sich anschließenden kleinen Korridor sind verschiedene Einweckgläser, Flaschen und Gärballons.

Im vorletzten Raum sind die auftragenden Veredlungstechniken Malerei und Siebdruck dargestellt.

Der Rundgang schließt im Raum für Technische und sonstige Gläser. Bedeutsam sind hier z. B. Glasteile für Bildröhren, deren Produktion weltweit erstmals in Weißwasser zu Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts begann.

Wenn sie keine Gelegenheit zu einem Besuch vor Ort haben, oder vorab schon einmal einen kleinen Blick in unsere Ausstellung werfen möchten, können sie einen virtuellen Rundgang durch unser Haus machen.