Wir gedenken Josef Schweig am 1. September 16:30 Uhr auf dem Friedhof Weißwasser.
Am 1. April 1881 kommt Joseph Schweig gemeinsam mit seiner Frau Henrietta (geb. Nathanson) und den Kindern Hedwig und Martin am Bahnhof Weißwasser/O.L. an. Er wird die Geschichte des kleinen Heidedorfes verändern, wie kaum ein anderer.
Schweig kam ursprünglich nach Weißwasser, um die Braunkohlewerke seines Schwagers Emil Meyer zu leiten. Bald darauf gründete er jedoch fünf Glaswerke – drei als Teilhaber sowie zwei in alleiniger Regie: die Oberlausitzer Glashüttenwerke Joseph Schweig & Co., die heutige Stölzle Lausitz und die Neuen Oberlausitzer Glashüttenwerke, die heutige Telux . Sein Engagement beschränkte sich jedoch nicht auf seine unternehmerische Tätigkeit. Als Schöffe und späterer stellvertretender Bürgermeister war er u.a. am Bau des Wasserturms und des Elektrizitätswerks beteiligt und überließ der Stadt das Grundstück für den heutigen Friedhof mit der Auflage, dass dort ein Erbbegräbnis für jüdische Bürger ermöglicht wird. Außerdem stiftete er Denkmäler wie die Schillerbank, das Zweikaiserdenkmal und den Glasmacherbrunnen. Nicht zuletzt war Schweig Gründungsmitglied mehrer Vereine, wie dem Haus- und Grundbesitzerverein, dem Obst- und Gartenbauverein, dem Militärverein. Besonders hervorzuheben ist die Gründung des Turn- und Rettungsvereins 1895, für den er ein Grundstück auf der Jahnstraße erwarb, auf dem er ein Restaurationsgebäude (die heutige Volkshochschule), eine Turnhalle und einen Steigerturm für die Feuerwehr errichten ließ. Aus dem Verein ging 1901 die Feuerwehr Weißwasser hervor, die Schweig zum 1. Brandmeister ernannte.
Ungeachtet seines sozialen und politischen Engagements für Weißwasser und seine Einwohner waren Joseph Schweig und seine Familie nicht vor dem erstarkenden Antisemitismus gefeit. Immer wieder mussten sie rassistische Anfeindungen hinnehmen. Als Schweig am Abend des 1. September 1923 plötzlich verstarb, blieben aber die vielen Würdigungen unwidersprochen. Seine Beerdigung gestaltete sich zu einem Demonstrationszug, an dem 4.000 Bürger der Landgemeinde teilnahmen.
Am 27. September 2006 wurde Joseph Schweig posthum vom Stadtrat Weißwasser einstimmig die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Am Freitag, den 1. September 2023, 16:30 Uhr soll auf dem Friedhof Weißwasser (Erbbegräbnis-Stätte) an diesen großen Mann gedacht werden.